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Medizinische Fußpflege erklärt: Podologische Behandlung, Tipps und Pflegehinweise bei Hornhaut, Nagelproblemen und Schmerzen

„Kaum ein Körperteil wird so stark beansprucht und so wenig gepflegt wie der Fuß“ - Ein Interview mit Podologin und Heilpraktikerin für Podologie Carolin Morgenstern über eingewachsene Nägel, Hühneraugen, Fußpilz – und warum Schuhe eine größere Rolle spielen, als man denkt.
Medizinische Fußpflege trifft Fusskraft Allgäu

Carolin, was genau macht eine Podologin – und wie unterscheidet sich das von der kosmetischen Fußpflege?

Carolin Morgenstern: Podologie ist die nichtärztliche Heilkunde am Fuß – also ein medizinischer Fachbereich. Wir arbeiten therapeutisch und präventiv am gesunden, gefährdeten oder bereits erkrankten Fuß. Im Gegensatz zur kosmetischen Fußpflege geht es bei uns nicht um Wellness oder Ästhetik, sondern um die medizinische Versorgung.

Podolog:innen brauchen eine staatlich geregelte Ausbildung und ein Staatsexamen. Die Berufsbezeichnung ist gesetzlich geschützt. Fußpfleger:innen hingegen arbeiten kosmetisch – sie dürfen keine Behandlungen an erkrankten Füßen durchführen und benötigen keine anerkannte Ausbildung.


Was bedeutet das für deine tägliche Arbeit?

Carolin: Ich sehe viele Menschen mit Beschwerden, die in der kosmetischen Fußpflege gar nicht behandelt werden dürfen – z. B. eingewachsene Nägel, Nagelwachstumsstörungen, Hühneraugen, verdickte Nägel, Druckstellen oder Nagelpilz. Als Heilpraktikerin für Podologie kann ich dabei ganzheitlich arbeiten – das heißt: Ich schaue mir nicht nur die akuten Symptome an, sondern auch, was dazu geführt hat. Etwa Fehlstellungen, falsches Schuhwerk oder Pflegefehler.


Und was sind typische Ursachen, z. B. für eingewachsene Nägel?

Carolin: Ganz häufig sind es zu enge oder unpassende Schuhe. Besonders im Sommer sehe ich oft Jugendliche mit dicken, luftdicht geschlossenen Sneakern. Die Zehen haben keinen Platz, die Nägel wachsen seitlich ein. Auch ein falscher Nagelschnitt – also das Herausschneiden der Ecken – spielt eine große Rolle. Und bei Babys oder älteren Menschen können auch enge Strümpfe oder Gewebeveränderungen die Ursache sein.


Welche Beschwerden behandelst du am häufigsten in deiner Praxis?

Carolin: Ganz oben stehen eingewachsene Zehennägel, Hornhaut, verdickte Nägel, Hühneraugen, Warzen und Pilzinfektionen. Auch Nageltraumata, z. B. bei Sportlern, sind häufig. Bei Patient:innen nach einer Chemotherapie kommen oft Veränderungen an Haut und Nägeln dazu.


Wann sollte man mit einem Fußproblem zur Podologin – und wann reicht eine Pediküre?

Carolin: Sobald es Beschwerden, Schmerzen, Entzündungen oder Veränderungen gibt, sollte man zur Podologin oder zum Arzt gehen. Die Fußpflege darf z. B. keine Hühneraugen oder Pilzbefall behandeln und keine Risikopatient:innen wie Diabetiker:innen versorgen. Leider wird der Begriff „medizinische Fußpflege“ oft auch von nicht-medizinischen Anbietern verwendet – er ist nicht geschützt. Die Ausbildung zur Podologin aber schon. Deshalb ist es wichtig zu prüfen, wer einen tatsächlich behandelt.


Was hilft bei hartnäckiger Hornhaut und Schrunden?

Carolin: Der erste Schritt ist, die Ursache zu finden. Kommt es durch trockene Haut, ungeeignetes Schuhwerk, Fußfehlstellungen oder eine Hauterkrankung? Wenn wir das wissen, können wir gezielt behandeln – inklusive Pflegeberatung. Wichtig ist: Keine Selbstversuche mit Hobeln oder Feilen! Das reizt die Haut mechanisch und führt oft zu noch mehr Hornhaut. Lieber sanft unter kühlem Wasser peelen und regelmäßig pflegen.


Was empfiehlst du bei Fuß- oder Nagelpilz?

Carolin: Zuerst muss sicher diagnostiziert werden, ob es sich wirklich um einen Pilz handelt. Viele Veränderungen sehen nur so aus. Ich hatte mal einen Patienten, der zwei Jahre lang ein leberschädigendes Medikament einnahm – wegen einer reinen Sichtdiagnose. Es war aber nur ein Nageltrauma. Die Behandlung von Pilz erfordert Ausdauer, Hygiene und interdisziplinäre Zusammenarbeit – z. B. mit Dermatolog:innen. Wichtig ist auch das regelmäßige Abtragen des veränderten Nagelmaterials durch den Podologen.


Viele Menschen leiden unter Hühneraugen – was sind die besten Behandlungsmethoden?

Carolin: Es gibt mindestens sieben verschiedene Arten von Hühneraugen. Je nach Typ unterscheiden sich auch die Behandlungsmethoden. Ziel ist immer eine vollständige Entfernung und Schmerzlinderung. Ich entferne sie z. B. mit einem Skalpell und reduziere auch die umgebende Hornhaut. Bitte keinesfalls selbst herumschneiden oder Pflaster

draufkleben – das kann schnell zur Verschlechterung führen.


Wie können Menschen mit Durchblutungsstörungen oder Neuropathien ihre Füße richtig pflegen?

Carolin: Diese Menschen gelten als Risikopatient:innen, weil sie Schmerzen oft nicht spüren. Deshalb ist regelmäßige Kontrolle extrem wichtig – idealerweise alle 4–6 Wochen zur podologischen Behandlung. Auch die tägliche Selbstkontrolle mit einem Fußspiegel ist sinnvoll. Die Pflegeprodukte sollten an den Hauttyp angepasst sein – hier berate ich individuell.


Welche Pflegefehler siehst du am häufigsten?

Carolin: Falsches Schneiden der Nägel – vor allem zu kurz und mit herausgeschnittenen Ecken. Das verändert langfristig die Nagelform, und der Nagel wächst ein. Auch das Bearbeiten von Hornhaut mit unsterilen Gegenständen oder rauen Feilen ist problematisch. Besser ist sanftes Abbimsen unter kaltem Wasser und ein passendes Peeling. Und ganz wichtig: Hygiene! Tägliches Waschen, sorgfältiges Abtrocknen – besonders zwischen den Zehen – und das Tragen von atmungsaktiven Socken und Schuhen!


Gibt es Hausmittel oder Pflegeprodukte, die du empfehlen kannst?

Carolin: Ich setze auf natürliche Produkte oder zertifizierte Naturkosmetik – z. B. mit Shea-Butter, Mandelöl, Lanolin oder Aloe Vera. Auch ätherische Öle im Fußbad sind wohltuend. Die Pflege sollte aber immer dem Hauttyp und dem Zustand (fettig, feuchtigkeitsspendend, entzündungshemmend, antibakteriell) angepasst sein – dafür nehme ich mir im Gespräch mit den Patient:innen Zeit.


Wie schneidet man die Fußnägel richtig?

Carolin:

  1. Nie zu kurz schneiden

  2. Immer gerade an der natürlichen Nagelwölbung entlang.

  3. Keine Ecken ausschneiden.

  4. Danach die Kanten mit einer Feile glätten.

  5. Und: Bei Unsicherheit oder Beschwerden immer lieber zur Podologin gehen.

Unsere Füße tragen uns durch das ganze Leben – sie haben Aufmerksamkeit und gute Pflege wirklich verdient.

Liebe Carolin, vielen Dank für das tolle Interview – das war sehr informativ!


Hast du Fragen zur Podologie oder zur richtigen Fußpflege? Schreib sie uns unten in die Kommentare, wir freuen uns auf den Austausch.


Du findest Carolin und ihre Praxis unter www.podokrefed.de

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